Manuela Moser
Herr Homoki, Sie haben aus dem traditionellen Opernhausball ein Kostümfest gemacht. Was bewegte Sie zu dieser Idee?
Wir wollten ein neues Format ausprobieren. Das Opernhaus ist ja eine fantastische Kulisse für Opernaufführungen.Gewisse Menschen haben aber Schwellenängste vor dieser Hochkultur. Sie denken, die Oper sei etwas Vornehmes. Ich finde das Quatsch. Oper muss genauso zugänglich sein wie jede andere Kulturform. Auch als Regisseur inszeniere ich immer so, dass Menschen, die zum ersten Mal in die Oper gehen, möglichst viel verstehen. Öffnung war deshalb von Anfang an mein Thema.
Seit zehn Jahren sind Sie als Intendant in Zürich tätig. Wie hat sich das Thema Öffnung im Programm widergespiegelt?
Da ist es Öffnung im Sinn von Hinausgehen: Wir haben zum Beispiel die Live-Übertragung «Oper für alle» unter freiem Himmel. Sobald der Platz vor dem Opernhaus fertiggestellt war, fingen wir damit an. Wir veranstalten jedes Jahr ein grosses Fest im ganzen Haus und in den Werkstätten. Wir haben unsere Vermittlungsprogramme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und führen ganze Schulklassen vor einer Vorstellung an die Oper heran. Es gibt zudem sehr viele Möglichkeiten gerade für junge Menschen, vergünstigt an Karten zu kommen.
Oper ist ziemlich teuer.
Ja, Oper ist teuer. Sie kostet sehr viel Geld, weil einfach viele Menschen – Orchester, Chor, Ballett, Ensemble, Technik und viele weitere – jeden Abend für 1100 Zuschauende pro Vorstellung arbeiten.
Ist Ihnen diese Öffnung gelungen?
Ich denke, ja. Heute zum Beispiel ist ein Drittel der hier anwesenden Gäste noch nie zuvor im Opernhaus gewesen. Das Kostümfest ist also ein weiterer Schritt. Wir wollten spasshaft und «down to earth» daherkommen und nannten uns auch deshalb nicht mehr Ball. Ball tönt ja auch so sophisticated.
Ist das Publikum heute Abend jünger als sonst jeweils am traditionellen Ball?
Ja, ich habe den Eindruck. Es ist sicher ein sehr lebendiger Event. Zudem waren wir schnell ausverkauft.
Sie sind als Torero verkleidet?
Ja, erst wusste ich nicht, als was ich gehen soll. Dann bin ich in unseren Kostümfundus gegangen, wo es Kleider gibt, die aktuell nicht mehr gebraucht werden. Die Damen, die das verwalten, hatten mir das Kostüm schon bereit: «Du gehst als Torero!» (Lacht.) Ich hatte keine Wahl.
Fühlen Sie sich wohl darin?
Ja, sehr. Es fühlt sich gut an, ein bisschen wie ein Frack, aber nicht ganz so anspruchsvoll.
Der Verkauf mit den Kostümen vor dem Fest war eine gute Idee. Viele haben sich da noch mit Kleidern eingedeckt.
Ja, das war speziell. Fundusverkäufe machen wir zwar immer wieder, aber normalerweise nicht dort in Oerlikon, wo der Fundus tatsächlich ist. Sondern regelmässig alle paar Jahre gibt es einen grossen Kostümverkauf hier am Opernhaus. Die Schlange reicht jeweils bis zum Bellevue.
Woher das Interesse, was meinen Sie?
Ich habe schon das Gefühl, dass das Opernhaus in Zürich sehr wahrgenommen wird. Die Leute spüren, dass da was Interessantes passiert.