Das 25 700 Quadratmeter grosse Areal MFO-West in Neu-Oerlikon liegt in der Ecke Affolternstrasse/Birchstrasse/Kurt-Hirschfeld-Weg. Das Grundstück steht vor einem wichtigen Entwicklungsschritt. Vorgesehen sind in den nächsten 10 bis 15 Jahren gemeinnützige Wohnungen, gewerbliche und kulturelle Nutzungen sowie attraktive Aussenräume. Allerdings gehört das Areal MFO-West noch nicht der Stadt, sondern ABB Immobilien. Im April 2024 ist die Grundstückübertragung geplant. Die Teilrevision der Sonderbauvorschriften ist Grundlage für den städtebaulichen Vertrag, der die Übertragung des Areals an die Stadt Zürich regelt. Die Stadt Zürich will Anwohnerinnen und Anwohner, Verbände und Quartierorganisationen in die Arealentwicklung einbeziehen. Über 100 Personen fanden sich vergangene Woche zur Startveranstaltung in der Pink Tree Halle 87 ein. Aus Platzgründen konnten nicht alle Interessierten teilnehmen, wie es hiess. Mit Podiumsgespräch, Inputreferaten und Dialogmöglichkeiten konnten sich die Anwesenden informieren, Anliegen äussern und erfahren, wie sie sich weiter einbringen können.
Hiesige Kultur kein City-Ersatz
Die Stadt Zürich erarbeitet eine Arealentwicklungsstrategie als Grundlage für die koordinierte Entwicklung des Grundstücks. Als Einstieg zeigte Astrid Heymann, Direktorin Liegenschaften Zürich, den Anwesenden auf, wo die Arealentwicklung aktuell steht und welche Vision die Stadt verfolgt. Denkbare Nutzungen für die Stadt seien neben Wohnungen, Kultur und Gewerbe Energiezentrale, Sporthallen und öffentliche Schutzplätze. Zudem wies Heymann darauf hin, dass von 2024 bis 2031 Zwischennutzungen in Frage kämen. Diese würden öffentlich ausgeschrieben.
«Wir wollen die Kultur in Oerlikon stärken», hielt Stadtpräsidentin Corine Mauch beim anschliessenden Podium fest. Sie betonte, dass die Kultur in Oerlikon kein Ersatz für diejenige in der Innenstadt sei, sondern eine Ergänzung. «Kultur schafft Identität.» Es brauche Treffpunkte im Quartier. Das Thema Kultur wurde beim anschliessenden Workshop allerdings kontrovers diskutiert. Viele wünschten, dass lokale Künstler zum Zug kommen würden. Die Halle 550 bringe dem Quartier nichts. Andere meinten, dank deren Veranstaltungen gebe es etwas Leben im Quartier.
Mehr gemeinnützige Wohnungen
Stadtrat Daniel Leupi wies darauf hin, dass die Anzahl gemeinnütziger Wohnungen in Oerlikon zurzeit unterdurchschnittlich sei. Es können rund 250 Wohnungen erstellt werden. «Die Stadt will auch in der aktuellen Wachstumsphase eine attraktive Wohnstadt für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen sein», sagte Leupi. «Durch den Kauf des Grundstücks haben wir die Möglichkeit, neue gemeinnützige Wohnungen zu schaffen und damit einen weiteren Beitrag zum Drittelsziel beizusteuern.» Auf dem Areal kann künftig ein Ersatzneubau mit einem bis zu 45 Meter hohen Hochhaus und einer anrechenbaren Geschossfläche von rund 21 000 Quadratmetern realisiert werden.
Stadtrat André Odermatt betonte, dass erst die Teilrevision der Sonderbauvorschriften die Unterschutzstellung der historischen Gebäude Halle 550, T87 und historic building der ABB erlaube. Es werde nicht mehr Tabula rasa gemacht wie früher. «Die schutzwürdigen Teile der Halle 550 werden mit Inkraftsetzung der Sonderbauvorschriften vertraglich unter Schutz gestellt», erläuterte er. Die Halle kann künftig für kulturelle, quartierbezogene und öffentliche Nutzungen sowie Veranstaltungen genutzt werden. «Auch das im Eigentum der ABB Immobilien AG verbleibende Backsteingebäude 87T wird vertraglich unter Schutz gestellt», betonte Odermatt. Kein grosses Thema war der Erhalt des letzten Hochkamins, was vom Quartier gefordert wurde. Odermatt hielt fest, dass die Abklärungen für den Schutzumfang laufen würden. «Der Mix aus historischen Industriebauten, modernen Gebäuden und Grün- und Erholungsräumen wird das Gebiet lebendig und farbig machen», freute sich Mauch auf die künftigen Nutzungen.
Bezug nicht vor 2035
Anschliessend konnten sich die Anwesenden in Gruppen an betreuten Dialogposten zu den drei folgenden Themen äussern: Charakter und Identität des Ortes, städtischer Wohnraum und Quartierversorgung sowie Kultur und Gewerbe. Zahlreiche Inputs kamen zusammen. Einige Anwesende befürchteten allerdings, dass die Stadt bereits konkrete Vorstellungen habe und ihre Ideen folglich nicht berücksichtige.
Bis Herbst 2023 wird der Echoraum konstituiert. Ebenfalls bis Herbst 2023 wird das Programm für das Workshopverfahren fertigerstellt. Der Workshop mit Synthese dauert von Herbst 2023 bis Sommer 2025. Erste Zwischennutzungen sollten 2024 beginnen. Der früheste Bezug der Wohnungen ist für 2035 vorgesehen. Betreffend Nutzung der Halle 550 wird es allerdings zirka 2040. Dann läuft der Baurechtsvertrag mit der Migros ab.