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Zürich Nord
01.06.2023
01.06.2023 16:16 Uhr

So soll «Neu-Oerlikon-West» in 15 Jahren aussehen

Das Interesse an Mitwirkung bei der Entwicklung des Areals MFO-West war gross.
Das Interesse an Mitwirkung bei der Entwicklung des Areals MFO-West war gross. Bild: Pia Meier
Das Areal MFO-West beim Bahnhof Oerlikon soll neu gestaltet werden. Kulturelle Nutzungen, gemeinnützige Wohnungen und Gewerbe stehen im Fokus.  Der Bezug könnte 2034 sein. An einer Infoveranstaltung wurde intensiv über die Pläne diskutiert. Aber macht die Stadt auch, was Oerlikon möchte?

Das 25 700 Quadratmeter grosse Areal MFO-West in Neu-Oerlikon liegt in der Ecke Affolternstrasse/Birchstrasse/Kurt-Hirschfeld-Weg. Das Grundstück steht vor einem wichtigen Entwicklungsschritt. Vorgesehen sind in den nächsten 10 bis 15 Jahren gemeinnützige Wohnungen, gewerbliche und kulturelle Nutzungen sowie attraktive Aussenräume. Allerdings gehört das Areal MFO-West noch nicht der Stadt, sondern ABB Immobilien. Im April 2024 ist die Grundstückübertragung geplant. Die Teilrevision der Sonderbauvorschriften ist Grundlage für den städtebaulichen Vertrag, der die Übertragung des Areals an die Stadt Zürich regelt. Die Stadt Zürich will Anwohnerinnen und Anwohner, Verbände und Quartierorganisationen in die Arealentwicklung einbeziehen. Über 100 Personen fanden sich vergangene Woche zur Startveranstaltung in der Pink Tree Halle 87 ein. Aus Platzgründen konnten nicht alle Interessierten teilnehmen, wie es hiess. Mit Podiumsgespräch, Input­referaten und Dialogmöglichkeiten konnten sich die Anwesenden informieren, Anliegen äussern und erfahren, wie sie sich weiter einbringen können.

Hiesige Kultur kein City-Ersatz

Die Stadt Zürich erarbeitet eine Areal­entwicklungsstrategie als Grundlage für die koordinierte Entwicklung des Grundstücks. Als Einstieg zeigte Astrid Heymann, Direktorin Liegenschaften ­Zürich, den Anwesenden auf, wo die Arealentwicklung aktuell steht und welche Vision die Stadt verfolgt. Denkbare Nutzungen für die Stadt seien neben Wohnungen, Kultur und Gewerbe Energiezentrale, Sporthallen und öffentliche Schutzplätze. Zudem wies Heymann ­darauf hin, dass von 2024 bis 2031 Zwischennutzungen in Frage kämen. Diese würden öffentlich ausgeschrieben.

«Wir wollen die Kultur in Oerlikon stärken», hielt Stadtpräsidentin Corine Mauch beim anschliessenden Podium fest. Sie betonte, dass die Kultur in Oer­likon kein Ersatz für diejenige in der Innenstadt sei, sondern eine Ergänzung. «Kultur schafft Identität.» Es brauche Treffpunkte im Quartier. Das Thema Kultur wurde beim anschliessenden Workshop allerdings kontrovers diskutiert. Viele wünschten, dass lokale Künstler zum Zug kommen würden. Die Halle 550 bringe dem Quartier nichts. Andere meinten, dank deren Veranstaltungen gebe es etwas Leben im Quartier.

Mehr gemeinnützige Wohnungen

Stadtrat Daniel Leupi wies darauf hin, dass die Anzahl gemeinnütziger Wohnungen in Oerlikon zurzeit unterdurchschnittlich sei. Es können rund 250 Wohnungen erstellt werden. «Die Stadt will auch in der aktuellen Wachstumsphase eine attraktive Wohnstadt für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen sein», sagte Leupi. «Durch den Kauf des Grundstücks haben wir die Möglichkeit, neue gemeinnützige Wohnungen zu schaffen und damit einen weiteren Beitrag zum Drittelsziel beizusteuern.» Auf dem Areal kann künftig ein Ersatzneubau mit einem bis zu 45 Meter hohen Hochhaus und einer anrechenbaren Geschossfläche von rund 21 000 Quadratmetern realisiert werden.

Stadtrat André Odermatt betonte, dass erst die Teilrevision der Sonderbauvorschriften die Unterschutzstellung der historischen Gebäude Halle 550, T87 und historic building der ABB erlaube. Es werde nicht mehr Tabula rasa gemacht wie früher. «Die schutzwürdigen Teile der Halle 550 werden mit Inkraftsetzung der Sonderbauvorschriften vertraglich unter Schutz gestellt», erläuterte er.  Die Halle kann künftig für kulturelle, quartierbezogene und öffentliche Nutzungen sowie Veranstaltungen genutzt werden. «Auch das im Eigentum der ABB Immobilien AG verbleibende Backsteingebäude 87T wird vertraglich unter Schutz gestellt», betonte Odermatt. Kein grosses Thema war der Erhalt des letzten Hochkamins, was vom Quartier gefordert wurde. Odermatt hielt fest, dass die Abklärungen für den Schutzumfang laufen würden. «Der Mix aus historischen Industriebauten, modernen Gebäuden und Grün- und Erholungsräumen wird das Gebiet lebendig und farbig machen», freute sich Mauch auf die künftigen Nutzungen.

Bezug nicht vor 2035

Anschliessend konnten sich die Anwesenden in Gruppen an betreuten Dialogposten zu den drei folgenden Themen äussern: Charakter und Identität des Ortes, städtischer Wohnraum und Quartierversorgung sowie Kultur und Gewerbe. Zahlreiche Inputs kamen zusammen. Einige Anwesende befürchteten allerdings, dass die Stadt bereits konkrete Vorstellungen habe und ihre Ideen folglich nicht berücksichtige.

Bis Herbst 2023 wird der Echoraum konstituiert. Ebenfalls bis Herbst 2023 wird das Programm für das Workshopverfahren fertigerstellt. Der Workshop mit Synthese dauert von Herbst 2023 bis Sommer 2025. Erste Zwischennutzungen sollten 2024 beginnen. Der früheste Bezug der Wohnungen ist für 2035 vorgesehen. Betreffend Nutzung der Halle 550 wird es allerdings zirka 2040. Dann läuft der Baurechtsvertrag mit der Migros ab.

Stadtrat Daniel Leupi, Stadtpräsidentin Corine Mauch und Stadtrat André Odermatt diskutierten auf dem Podium.  Bild: Alex Colle / Stadt Zürich

Städtebaulicher Vertrag

Das Areal MFO-West befindet sich auf dem Boden der früheren Maschinen-fabrik Oerlikon (MFO), die Anfang des 20. Jahrhunderts zu den grössten Arbeitgeberinnen des Kantons zählte. Die MFO hat die Entwicklung von Oerlikon massgeblich geprägt. Der Stadtrat hat mit der ABB Immobilien AG einen städtebaulichen Vertrag zur Weiterentwicklung von Neu-Oerlikon abgeschlossen. Dieser beinhaltet unter anderem den Erwerb eines rund 25 700 Quadratmeter grossen Grundstücks unter Anrechnung des Mehrwertausgleichs zum Preis von 106,2 Millionen Franken (123 Millionen Franken abzüglich Mehrwertausgleich in der Höhe von 16,8 Millionen Franken). Mit den Sonderbauvorschriften für das Gebiet Neu-Oerlikon erhöht sich die maximal zulässige Ausnützung auf Grundstücken im Eigentum der ABB Immobilien AG um rund 38 000 Quadratmeter anrechenbare Geschossfläche. Voraussetzung für den Grundstückerwerb durch die Stadt Zürich ist die Inkraftsetzung der Sonderbauvorschriften. Zurzeit berät der Gemeinderat über diese Nutzungsplanung. Stadt und die ABB Immobilien AG haben sich zudem auf die Unterschutzstellung von historischen Gebäuden geeinigt. pm

Das Gebiet der (ehemaligen) Maschinenfabrik Oerlikon ist aktuell das grösste Entwicklungsgebiet der Stadt. Hier soll Alt und Neu verbunden werden. Bild: Baugeschichtliches Archiv / Stadt Zürich
Unklar ist noch, ob der Hochkamin bleibt oder nicht.  Bild: Baugeschichtliches Archiv / Stadt Zürich
Um diese Fläche westlich des Bahnhofs Oerlikon geht es: Mit 25 700 Quadratmetern ist sie gut zwei Drittel so gross wie jene von Sihlcity oder dem Hardturmareal. Bild: Stadt Zürich
Pia Meier