Die Information der Stadt zum neuen zentralisierten Standort der Stationären Wohnintegration im ehemaligen Gesundheitszentrum fürs Alter in Oberstrass war sehr gut besucht. Die anwesenden Vertretenden und verschiedenen Fachleuten von städtischen Stellen beantworteten nach der Information zuerst im Plenum, dann bei einzelnen Stationen die zahlreichen Fragen der Anwohnenden. Auch wenn gute Gespräche geführt wurden, wie alle betonen, ist eine gewisse Skepsis gegenüber dem geplanten Standort für 80 sozial und psychisch beeinträchtigte Menschen geblieben. «Die Zeit war viel zu kurz und wir wurden von den städtischen Vertretenden abgeblockt», meinte eine Anwohnerin.
Zudem glaube sie der Stadt nicht, dass sie so kurzfristig davon erfahren habe, dass das ehemalige Gesundheitszentrum für das Alter vom Sozialdepartement übernommen werden konnte. Eine andere Anwohnende kritisierte, dass nur wenige Fragen im Plenum gestellt werden konnten. Sie fühlte sich deshalb nicht Ernst genommen. Auch eine andere Anwohnende vermisste die offene Diskussion im Plenum. «Auf meine Bedenken wurde nicht eingegangen.» Quartiervereinspräsidentin Claudia Frey hatte die Information durch die Stadt befürwortet. «Ich dachte, dass die Leute dadurch beruhigt würden, denn die Angst ist gross.» Allerdings sei das Gegenteil passiert. «Die Leute fühlten sich nicht Ernst genommen, was ihre Angst verstärkte.» Sie hoffe, es lege sich mit der Zeit. «Für das Gesundheits- und Umweltdepartement war es ein Alterszentrum, für uns einfach ein Standort wie jeder andere auch. Er wird künftig einfach «Stationäre Wohnintegration» heissen», halten die Sozialen Einrichtung und Betriebe der Stadt Zürich fest.
Bereits an diesem Abend haben sich allerdings mehr als 10 Personen für die von der Stadt initiierte Resonanzgruppe, die sich regelmässig zum Austausch treffen wird, eingeschrieben. Weitere Interessenten sind willkommen.
Zusammenzug an einem Standort
Zur Zeit gibt es drei Standorte für die Stationäre Wohnintegration. An der Gerechtigkeitsgasse hat es 23 Plätze, an der Feldstrasse ebenfalls 25 und am Irchel 32 Plätze. Die drei Standorte sollen in Etappen ab November bis Mitte 2024 im ehemaligen Gesundheitszentrum für Alter in Oberstrass zusammengeführt werden. «Insgesamt sind es 80 Plätze, das heisst 48 Plätze mehr als bisher in Oberstrass», halten Tabitha Gassner, Direktorin der Sozialen Einrichtungen und Betriebe, und Valérie Vodoz, Abteilungsleiterin Wohnintegration, fest.
Grund für die Aufgabe der beiden Standorte im Kreis 1 und 4 sei die Baufälligkeit dieser Liegenschaften, die nicht mehr den kantonalen Anforderungen an Heime genügen. In den Liegenschaften der Stationären Wohnintegration leben vorwiegend Stadtzürcherinnen und -zürcher. Es gibt aber einzelne Plätze, die an Personen aus dem Kanton Zürich vergeben werden. «Wir müssen kostendeckend arbeiten», wird betont. Die Nachfrage sei hoch.
Menschen, denen ist nicht gut geht
Die Stationäre Wohnintegration richtet sich an sozial und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen mit chronischen psychischen oder körperlichen Leiden, die nicht in der Lage sind, sich in einen regulären Heimbetrieb einzufügen und/oder in anderen Wohnangeboten nicht angemessen betreut werden können. Die Männer und Frauen sind in der Regel über 45 Jahre alt. 2022 lag die Altersspanne zwischen 26 und 77 Jahren. Es wird darauf geachtet, dass sie eine Tagesstruktur haben. Das Sozialdepartement betreibt verschiedene entsprechende Angebote in unterschiedlichen Stadtkreisen. Im Zimmer ist der Konsum von Alkohol und anderen Substanzen erlaubt. Im öffentlichen Raum aber nicht. Drogenhandel ist ebenfalls strikt verboten. «Es sind Menschen mit verschiedenen Schicksalsschlägen, denen wir ein Daheim anbieten. Viele von ihnen leben sehr zurückgezogen», betonen Vodoz und Gassner.
Einmalige Chance
Dass den Sozialen Einrichtungen und Betrieben ein Haus wie das ehemalige Gesundheitszentrum fürs Alter zur Verfügung gestellt werde, sei eine einmalige Chance. «Solche Liegenschaften gibt es nicht viele», halten Gassner und Vodoz fest. Geschätzt würden vor allem die einzelnen Wohneinheiten. «Die Infrastruktur ist perfekt.» Die Anliegen der Nachbarschaft würden sehr Ernst genommen. «Wir haben immer ein offenes Ohr.» Konflikte würden aber an allen Standorten, die die Wohnintegration betreibt, nur selten auftreten. Die Bewohnenden würden rund um die Uhr betreut. Die Leitung ist jederzeit telefonisch erreichbar, das heisst an 365 Tagen. Kontakt seb-sta@zuerich.ch oder 044 415 69 00. Falls Drogenkonsum im öffentlichen Raum beobachtet wird, sollte die Polizei informiert werden.
Der Standort in Oberstrass sei nur temporär gedacht, wobei dies wegen dem Bewilligungsverfahren für einen allfälligen Neubau relativ ist. Es muss wieder ein neuer Standort gesucht werden. «Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie in der Region Triemli», halten Gassner und Vodoz fest.
Politik wird aktiv
Am Mittwochabend reichte die SVP zum Thema einen Vorstoss ein. Darin fordern Samuel Balsiger und Walter Anken den Stadtrat auf, zu prüfen, wie das «Gesundheitszentrum für das Alter Oberstrass» dauerhaft für Alterswohnungen umgesetzt werden kann. Auf eine stationäre Wohnintegration für Randständige soll an diesem Standort verzichtet werden. ·