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Zürich Nord
04.04.2024
04.04.2024 07:42 Uhr

Das Tram Affoltern in Zürich kostet rund 450 Millionen Franken

Die vier Kilometer lange Strecke führt von der Haltestelle Brunnenhof (vorher Radiostudio) entlang der Wehntalerstrasse bis Holzerhurd.
Die vier Kilometer lange Strecke führt von der Haltestelle Brunnenhof (vorher Radiostudio) entlang der Wehntalerstrasse bis Holzerhurd. Bild: zvg
Der Bau der rund vier Kilometer langen Tramlinie nach Affoltern wird immer konkreter: Am 8. April startet die 30-tägige öffentliche Auflage des Projekts.

Pascal Turin

Das Tram Affoltern soll ab Dezember 2029 auf der Wehntalerstrasse die Trolleybuslinie 32 ersetzen – zumindest wenn alles nach Plan läuft. Ein wichtiger Schritt wurde nun gemacht, am kommenden Montag, 8. April, startet nämlich die 30-tägige öffentliche Auflage des Projekts. Stadtrat Michael Baumer (FDP) sprach an einer Medienkonferenz von einem Meilenstein und zählte gleich viele Gründe für das Tram auf. So seien die Busse bereits sehr stark ausgelastet, es fehle die direkte Verbindung ins Stadtzentrum und «wir wollen mehr Leute dazu überzeugen, den ÖV zu nehmen und nicht das Auto».

Da die Bevölkerung in Affoltern gemäss Prognosen weiter wachsen wird, braucht es laut Baumer «dringend notwendige, zusätzliche Kapazitäten». Der gleichen Meinung ist auch Marco Lüthi, Direktor der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ): «Wir sind mit dem Bus langsam am Anschlag.» Heute leben im Quartier 26‘600 Einwohnerinnen und Einwohner. Bis ins Jahr 2035 rechnet die Stadt gar mit fast 32'000 Menschen. Zum Vergleich: 2000 waren es erst knapp 18’500 Einwohnerinnen und Einwohner gewesen.

Die vier Kilometer lange Strecke führt von der Haltestelle Brunnenhof (vorher Radiostudio) entlang der Wehntalerstrasse bis Holzerhurd. Nach Affoltern verkehrt die Linie 11. Die Linie 15 übernimmt (mit längeren Fahrzeugen) die bisher vom 11er bediente Strecke nach Auzelg. Die Buslinie 32 endet zukünftig am Bucheggplatz.

Damit das Tram nicht vom restlichen Verkehr ausgebremst wird, erhält es ein zum Teil begrüntes Tramtrassee. Im Moment ist zwar laut Stadt nicht geplant, dass auf der Wehntalerstrasse Tempo 30 eingeführt wird. Sollte sich dies jedoch dereinst ändern, dürfte das Tram so trotzdem schneller fahren als der Autoverkehr. Die für 2040 erwartete Nachfrage beträgt 20'000 Fahrgäste je Werktag.

Kosten sind stark gestiegen

Aktuell rechnen die Verantwortlichen der Stadt mit Kosten von insgesamt fast 450 Millionen Franken für das Tram Affoltern. Ursprünglich war im Vorprojekt von etwa 280 Millionen Franken die Rede gewesen. Das Tram wird jetzt also rund 170 Millionen Franken teurer als gedacht. Besonders ins Gewicht fällt laut VBZ-Direktor Lüthi der nötige Landerwerb. Für den Umbau und die Umgestaltung der Wehntalerstrasse müssen die angrenzenden Grundeigentümerinnen und -eigentümer Land zum Teil Land abgeben – zumeist handelt es sich um Vorgärten. Der Staat will ihnen das Land abkaufen und hofft auf einvernehmliche Lösungen. Die betroffenen Eigentümerinnen und Eigentümer waren schon im Februar mittels persönlicher Schreiben informiert und auf die öffentliche Auflage sowie Möglichkeit zur Einsprache aufmerksam gemacht worden. Das Restaurant Frieden will Immobilieneigentümer und Bauingenieur Urs Räbsamen auf eigene Kosten um einige Meter verschieben, damit es wegen der Verbreiterung der Strasse nicht abgerissen werden muss.

Zu den deutlich höheren Kosten beigetragen haben neben der Landpreisentwicklung auch die allgemeine Teuerung und verschiedene Projektanpassungen wie die bereits erwähnte Begrünung des Trassees auf einer Länge von 1,4 Kilometern oder lärmarme Strassenbeläge. Der Hauptteil der Kosten wird vom Kanton getragen und aus dem Verkehrs- beziehungsweise Strassenfonds finanziert. Aber auch der Bund will sich über das Agglomerationsprogramm mit über 100 Millionen Franken beteiligen. Der städtische Anteil am Tramprojekt beträgt dann voraussichtlich nur noch rund 22 Millionen Franken.

Neue Pärke für Affoltern geplant

Die Stadt nutzt die Gelegenheit, mit dem Bau der Tramlinie die Wehntalerstrasse umzugestalten. An der Medienkonferenz dabei war darum auch Simone Brander, Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements. Laut der SP-Stadträtin soll die Situation für Fussgängerinnen sowie Fussgänger und den Veloverkehr verbessert werden. Die Velofahrerinnen und Velofahrer erhalten in beide Richtungen einen Radstreifen. «Mit dem Gesamtverkehrsprojekt bietet sich die Chance, heutige Mängel entlang der Wehntalerstrasse zu beheben und den Strassenraum für die aktuellen und künftigen Anforderungen neu zu gestalten», sagt Brander. So werden die zuerst die Werkleitungen erneuert, bevor die Oberfläche mit der Neugestaltung von Strassenraum und öffentlichen Freiräumen folgt.

Der Zehntenhausplatz wird neu gestaltet, die Unterführung aufgehoben. Gemäss Brander haben viele Menschen Angst in Unterführungen oder zumindest ein mulmiges Gefühl. Geplant sind zudem verschiedene Quartierparks, etwa der Furttalpark an der Haltestelle Hungerbergstrasse. Aus dem heutigen Parkplatz neben der Kirche Glaubten soll ein grüner Stadtplatz entstehen. Dem Projekt fallen aber auch viele Bäume entlang der Wehntalerstrasse zum Opfer. 682 von 901 Bäumen müssen gefällt werden. Die Stadt wird dann wieder 689 Bäume pflanzen, womit es am Ende 908 Bäume wären – 7 mehr als zuvor.

Baustart wäre 2026

Der Zeitplan sieht vor, dass der Baustart für das Tram Affoltern 2026 erfolgt. Während der Bauzeit soll die Wehntalerstrasse befahrbar bleiben. Es kann sein, dass die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher zweimal an die Urne gehen müssen. In der Stadt braucht es sowieso eine Volksabstimmung, im Kanton nur, wenn das Referendum ergriffen wird. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2029 geplant.

Im Sommer diesen Jahres soll ein Infocenter auf dem Zehntenhausplatz eröffnet werden. Dort kann sich die Quartierbevölkerung über den aktuellen Projektstand informieren – direkt an der geplanten Tramlinie.

Die öffentliche Auflage dauert vom 8. April 2024 bis zum 7. Mai 2024. Weitere Informationen dazu finden sich auf der Projektwebsite www.vbz.ch/affoltern.

Die Velofahrerinnen und Velofahrer erhalten in beide Richtungen einen Radstreifen. Bild: zvg
Pascal Turin/Zürich24