In jüngerer Zeit sorgen staatsnahe Betriebe wie die SBB oder die Post für Unverständnis, weil sie sich verhalten wie private Gewinnmaximierer. Die SBB haben zum Beispiel mit Steuergeld Bahnanlagen gebaut, die heute für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigt werden, dafür aber an sehr zentralen und damit teuren Lagen liegen. Wenn die SBB diese Anlagen nun neu überbauen, resultieren grosse Gewinne, welche wiederum die Allgemeinheit mit hohen Mieten bezahlt.
In Witikon wollte die Swisscanto-Anlagestiftung auf dem 30 000 Quadratmeter grossen Gelände «Harsplen» 370 teure Wohnungen erstellen. Diese Firma gehört der Zürcher Kantonalbank und damit dem Kanton Zürich. Der Kanton müsste die ZKB im Krisenfall mit Steuergeldern retten. Das kostet den Kanton einiges, und man könnte denken, dies würde sich darin äussern, dass Swisscanto auch zu den Wohnbauzielen beitragen würde, welche sich das Stimmvolk gegeben hat. Fehlanzeige. Zwar wollte die Swisscanto für ihr Projekt einige Ausnahmen und einen Landabtausch mit der Stadt in Anspruch nehmen.
Dass sie dafür auch einen noch so kleinen Teil der Wohnungen gemeinnützig vermieten würde, also mit weniger als dem maximalen Gewinn, kam für sie offenbar nicht in Frage. In dieser Situation sah sich der Gemeinderat deshalb auch nicht in der Pflicht, der Swisscanto entgegenzukommen, denn bis 2050 müssen in der Stadt ein Drittel aller Wohnungen gemeinnützig sein. Der Stadtrat zog die Vorlage zurück.
Für viele überraschend hat die Swisscanto nun der Stadt das ganze Land und das fertig geplante Projekt verkauft. Alles gut? Nun, Swisscanto hat 12 Millionen Franken verdient. Die Stadt kann 370 gemeinnützige Wohnungen erstellen und damit auch weniger zahlungskräftigen Familien ermöglichen, in Witikon zu leben. Damit lässt sich Gettobildung vermeiden und die Lebendigkeit des Quartiers erhalten. Durchmischung ist die Devise. Nur die bürgerlichen Parteien sind unzufrieden. Sie schnauben vor Wut, weil sich der Investor hier mit seinen Renditevorstellungen nicht voll durchsetzen konnte.
Dass man auch mit Zusammenarbeit und mit gemeinnützigen Wohnungen gutes Geld verdienen kann, beweisen die geplanten Überbauungen Neu-Oerlikon, wo die Sonderbauvorschriften mit allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet wurden. Hier sind Genossenschaften beteiligt, welche Wohnungen nach Massgabe der Kosten vermieten. Der Denkmalschutz kam ebenfalls zum Zug und die Verkehrsführung wurde verbessert zugunsten des Fuss- und Veloverkehrs. Die Gewinne, die hier mit den Wohnungen gemacht werden, kommen allen zugute – vor allem in Form von günstigeren Mieten.