Die Stadt Zürich gilt aufgrund der internationalen wirtschaftlichen Bedeutung trotz ihrer vergleichsweise geringen Grösse als Weltstadt. Auch in diversen Ratings hinsichtlich Lebensqualität schwingt die Stadt Zürich stets obenauf. Es geht uns also gut – sofern wir es uns leisten können, weiterhin in der Stadt leben zu können.
Genau hier sind wir gefordert. Die Wohnpolitik nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein – eine Abhandlung über bezahlbare Mietzinsen, bauliche Verdichtung und eine solidarische Bodenpolitik würde den Umfang dieser Kolumne sprengen. Es geht jedoch oft vergessen, dass insbesondere auch die Kosten für die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Alters- und Pflegezentren kaum erschwinglich sind. Hier setzt eine hängige Motion an, welche den Stadtrat auffordert, einen Systemwechsel vorzunehmen, nämlich eine Ergänzung durch sogenannte subjektorientierte Subventionsbeiträge, wie wir dies ähnlich wie bei der externen Kinderbetreuung kennen.
Dies bedeutet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner einen Anteil der Kosten selbst fix bezahlen müssten, ein weiterer einkommensabhängiger Teil würde solidarisch von uns allen getragen. Das Ziel einer derartigen Finanzierung sind die Selbstbestimmung und die Wahlfreiheit der Betroffenen, wie und wo sie ihren Lebensabend verbringen wollen, aber auch gleiche Rahmenbedingungen für alle Pflegeinstitutionen. Ob allenfalls eine Mischform – z. B. Pflegekostenzuschüsse und Ergänzungsleistungen für Wohnkosten – zielführend ist, wird demnächst im Gemeinderat diskutiert. Entscheidend ist aber, dass auch im letzten Lebensabschnitt ein würdevolles Leben garantiert sein muss, und dazu gehört auch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ihren Enkelinnen und Enkeln auch mal einen Sirup und ein Zmittag offerieren können, ohne den Franken zweimal umdrehen zu müssen.
Wir können uns eine solche Umverteilung jedoch nur leisten, solange unsere Stadt weiterhin auf soliden wirtschaftlichen Fundamenten steht. Hier-zu braucht es eine klare Standortstrategie, welche weiterhin attraktive Rahmenbedingungen schafft (z. B. fortschrittliche Arbeitsbedingungen und Investitionen in den Bildungsplatz Zürich).
Hier zeigt sich exemplarisch: Lokalpolitik ist herausfordernd, lehrreich und bewegend: Wir debattieren über öffentlich zugängliche Dachterrassen oder Vertikalbegrünung bei einzelnen Alterszentren, wir können einen Systemwechsel bei der Finanzierung anstossen und müssen uns zugleich mit der Standortstrategie auseinandersetzen. Lokalpolitik ist und bleibt Knochenarbeit – diese lohnt sich aber insbesondere dann, wenn wir alle weiterhin in unserer Stadt Zürich beheimatet bleiben können.