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Stadt Zürich
03.09.2024
15.12.2024 18:03 Uhr

Maurice Maggi nimmt Abschied

Guerillagärtner Maurice Maggi (69) verbringt seine letzten Tage im Palliativzentrum Lighthouse im Kreis 4.
Guerillagärtner Maurice Maggi (69) verbringt seine letzten Tage im Palliativzentrum Lighthouse im Kreis 4. Bild: Lorenz Steinmann
Auf dem letzten Weg: Maurice Maggi gilt als Schweizer Pionier des Urban Gardening. Der liebevoll Guerillagärtner genannte Koch ist schwer krank. Im Podcast «Achtung Ächtung» spricht er darüber, wie er sich auf den Tod vorbereitet.

Pascal Turin

Ein Weg, den wir alle allein gehen müssen: Maurice Maggi verbringt seine letzten Tage im Lighthouse in Zürich. Das Palliativzentrum im Kreis 4 soll nach einer Odyssee durch die Institutionen seine letzte Station werden. Der 69‑jährige Koch und Buchautor leidet an einer unheilbaren Autoimmunkrankheit. Der Fachbegriff heisst ANCA-Vaskulitis.

Sein Schicksal scheint Maggi mit erstaunlicher Fassung zu tragen. Zumindest wirkt es so, wenn man die neuste Folge des Podcasts «Achtung Ächtung» hört. Die Podcast-Macher Duncan Guggenbühl, David Guggenbühl und Lorenz Steinmann haben den Zürcher Pionier des Urban Gardening diesen Sommer für ein Gespräch getroffen. Im Podcast verrät Maggi unter anderem, wie er über sein Leben denkt und wie er sich auf seinen Tod vorbereitet.

«Um mich zu trösten, könnte ich ja sagen, dass ich in den Himmel komme. Und um mich zu verärgern, ich käme in die Hölle», sagt Maggi in der Podcast-Folge und fügt an: «Aber was soll das?»

Die Stadt grüner gemacht

Vielleicht liegt Maggis Gelassenheit daran, dass der Zürcher seit 1973 mit dem Thema Endlichkeit konfrontiert wird. Mit 18 Jahren erhielt er die Diagnose Diabetes und musste von da an Insulin spritzen.

Vielleicht hilft auch die Gewissheit, dass Maggi prägenden Einfluss auf die Stadt gehabt hat. Der «Blick» schrieb einst über ihn, dass Maggi die Stadt zum Blühen bringe. «Es dauert nur eine Sekunde. Ein Griff in den Stoffbeutel – und schon sind Senf, Wiesensalbei, Klee, Mohn und Ringelblumen verstreut», heisst es im Artikel. Und auch im Wirtschaftsmagazin «Bilanz» war man voll des Lobes: «Überall in der Stadt wird angepflanzt. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist Maurice Maggi, ein echter Guerillagärtner, ohne den Zürich heute nicht so grün wäre.»

Doch was hat Maurice Maggi eigentlich Besonderes geleistet? Er hat die Stadtbegrünung salonfähig gemacht, indem er vor 40 Jahren damit begann, Samen von Wildblumen und Kräutern auf Baumrabatten zu verstreuen. Das kam anfänglich bei der Verwaltung schlecht an, mittlerweile gehören grüne Baumrabatten aber zum Stadtbild. Ein weiteres Vermächtnis des Kochs sind seine Bücher, darunter «Essbare Stadt», das 2014 erschienen ist. «Was in der Stadt am Wegrand blüht, wird unter Maurice Maggis Händen zu einem köstlichen Gericht», schrieb dazu die NZZ.

Mit viel Fingerspitzengefühl

Maggi bezeichnet sich selbst als ein «Allesesser», der Wert auf gute Produkte lege. «Das ganze Jahr bringt bestimmte Lebensmittel hervor, auf die ich mich wiederkehrend freue. Dank der Konservierung lassen sich die Saisons verlängern», heisst es auf seiner Website.

Die Podcast-Macher gehen im Gespräch mit viel Fingerspitzengefühl vor und lassen Maggi Raum zum Reden. Deshalb ist die Folge so interessant, auch wenn es manchmal traurig macht, jemandem zuzuhören, der sich langsam aus dem Leben verabschieden muss.

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Maurice Maggi ist am 27. September 2024 verstorben.  RIP

Weitere Informationen zum Podcast: www.achtung-aechtung.ch

Pascal Turin/Zürich24