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Aus dem Gemeinderat
12.04.2023
12.04.2023 14:47 Uhr

Der SFV muss mehr Frauen als Entscheidungsträgerinnen zulassen

Lisa Diggelmann, Gemeinderätin SP, Wahlkreis 10
Lisa Diggelmann, Gemeinderätin SP, Wahlkreis 10 Bild: zvg
Nun muss der Verband SFV seine Hausaufgaben erledigen und den Frauen gleiche Bedingungen ermöglichen.

Lisa Diggelmann

Am Dienstag, 3. April, fiel der lang ersehnte Entscheid der Uefa, dass im Jahr 2025 die Fussball-Europameisterinnenschaft in der Schweiz stattfindet. Bereits im Januar 2023 hatte der Gemeinderat einer Durchführung in Zürich zugestimmt und einen Kredit in der Höhe von 18,45 Millionen Franken bewilligt.

Schon im Jahr 2008 war die Fussball-Europameisterschaft der Männer in der Schweiz und in Österreich zu Gast. Die Erfahrungen aus diesem Turnier waren durchaus positiv. Ich war damals 13 Jahre alt und erinnere mich besonders gerne an die Fans aus der Niederlande, welche mit ihren orangenen Trikots nicht zu übersehen waren.

Mit der Austragung der Fussball-Europameisterinnenschaft in der Schweiz erhofft sich der Schweizerische Fussballverband (SFV) einen Aufschwung im Frauenfussball. Die letztjährige Austragung in England hatte eindrücklich gezeigt, was möglich ist. Das Finalspiel im legendären Wembley-Stadion mit 87 192 Zuschauerinnen und Zuschauern hatte einen neuen Rekord erzielt, und zwar nicht nur im Frauenfussball, hatte doch bisher noch nie ein Spiel an einer Europameisterschaft (auch nicht an einer Meisterschaft der Männer) so viele Menschen in ein Stadion gelockt.

Die Bewerbung des SFV war ein erster Schritt in Sachen Gleichstellung. Nun muss der Verband aber seine Hausaufgaben erledigen und den Frauen gleiche Bedingungen ermöglichen. Dies beinhaltet die Bereitstellung gleicher Infrastruktur, medizinischer Betreuung und personeller Ressourcen. Und es bedingt auch, dass der Verband inkl. der Uefa gleich hohe Prämien ausschüttet. Weiter muss der SFV die Verbandsstrukturen erneuern und mehr Frauen als Entscheidungsträgerinnen zulassen.

Im Jahr 2021 lag der Anteil von Frauen in entsprechenden Entscheidungsgremien (214 Personen) lediglich bei 5,1%. Auch bei der internen Prioritätenliste, wenn zwei Fussballspiele auf dem gleichen Spielfeld und zur gleichen Zeit angesetzt sind, hat der Verband noch Verbesserungspotenzial. So stehen beispielsweise die 1. Liga der Herren an fünfter Stelle und die 1. Liga der Frauen an zehnter Stelle der Prioritätenliste.

Es reicht für eine echte Gleichstellung nicht, wenn sich der Verband für die Austragung eines grossen Turniers bewirbt. Aber es besteht die Hoffnung, dass durch die Fussball-Europameisterinnenschaft der Frauenfussball in der Schweiz die schon längst nötige Anerkennung erhält. Die Stadt Zürich nimmt, wie in vielen anderen Bereichen auch, eine Vorbildrolle ein und hat im Kredit von 18,45 Millionen Franken total 1,2 Millionen Franken für Begleitmassnahmen zur Förderung des Mädchen- und Frauenfussballs eingeplant. Wir dürfen also gespannt sein, welche Spuren die Fussball-Europameisterinnenschaft 2025 in Zürich und der ganzen Schweiz hinterlässt.

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreterinnen und -vertreter regelmässig einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. Die Schreibenden ­äussern im Beitrag ihre persönliche Meinung.

Lisa Diggelmann