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Das Verkehrskonzept zur Rad-WM ist immer noch ungenügend

Balz Bürgisser, Gemeinderat Grüne Wahlkreis 7+8
Balz Bürgisser, Gemeinderat Grüne Wahlkreis 7+8 Bild: zvg
Die Sperrzeiten der Witi­konerstrasse wegen der Rad-WM sollen auf ein Minimum beschränkt werden.

Ich stehe der Rad- und Para-Cycling-Strassen-WM, die in der zweiten Hälfte September 2024 in Zürich stattfinden wird, grundsätzlich positiv gegenüber. Dieser sportliche Grossanlass wird in vielen Bereichen Impulse geben, und er wird das Velofahren bei uns noch populärer machen.

Leider ist das dazugehörige Verkehrskonzept ungenügend. Die Quartiervereine der betroffenen Quartiere in den Kreisen 1, 7 und 8 haben bereits in der zweiten Hälfte Januar 2023 protestiert. Insbesondere Riesbach, Innenstadt, Hirslanden, Hottingen, Fluntern und Witikon sind stark betroffen. Die Stellungnahmen der Quartiervereine mit konkreten Forderungen haben die Verantwortlichen gelesen und ernst genommen. Das jetzt vorliegende Verkehrskonzept ist besser als die ursprüngliche Version, aber es ist immer noch ungenügend – insbesondere aus Witiker Sicht. Gemäss der vorliegenden Planung wird das Quartier während fünf Tagen, von 25. bis 29. September 2024, weitgehend von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Witikonerstrasse ist an diesen Vormittagen zeitweise und an den Nachmittagen durchgehend (bis 18 Uhr) für jeglichen Verkehr gesperrt. Der motorisierte Individualverkehr von und nach Witikon wird lahmgelegt, und der öffentliche Verkehr wird nur in reduziertem Umfang – auf ­Ersatzlinien nach Norden und Süden – aufrechter­halten. Die vorgesehene ÖV-Kapazität wird nicht ausreichen, um die Witikerinnen und Witiker an ihren externen Arbeitsplatz oder beispielsweise zum Arzt oder ins Spital zu bringen.

Neben den Quartiervereinen fordern auch Politikerinnen und Politiker Verbesserungen des Verkehrskonzeptes zur Rad-Strassen-WM: In einer schriftlichen Anfrage richteten Roger Suter (FDP) und Susanne Brunner (SVP) kritische Fragen an den Stadtrat. Und Ivo Bieri (SP) und Balz Bürgisser (Grüne) reichten ein Postulat ein, das an jenen Tagen gute, unentgeltliche ÖV-Verbindungen von und nach Witikon fordert. Weitere Forderungen: Die Sperrzeiten der Witikonerstrasse sollen auf ein Minimum beschränkt werden, und für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen soll ein Taxidienst gratis angeboten werden.

Mit all diesen Begehren verlangen wir lediglich das, was der Zürcher Stadtrat im November 2018 versprochen hat. In seiner damaligen Botschaft an den Gemeinderat steht: Die genaue Streckenführung wird gemeinsam mit verschiedenen Fachleuten entwickelt – unter Berücksichtigung unterschiedlicher Aspekte wie Quartierverträglichkeit, sportlicher und touristischer Attraktivität usw.

Die Quartierverträglichkeit ist also als erstes Kriterium zur Festlegung der Rennstrecke aufgeführt. Die Stadt soll jetzt ihr Versprechen einlösen und das Verkehrskonzept nachbessern. So, dass auch die betroffenen Quartiere sich auf die Rad-Strassen-WM freuen können.

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreterinnen und -vertreter regelmässig einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. Die Schreibenden ­äussern im Beitrag ihre persönliche Meinung.

Balz Bürgisser