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Kinderbetreuung muss für die Familien bezahlbar bleiben

Marcel Tobler, Gemeinderat SP, Wahlkreis 4+5
Marcel Tobler, Gemeinderat SP, Wahlkreis 4+5 Bild: zvg
Es braucht dringend eine stärkere Subventionierung durch die öffentliche Hand.

Dank dem kontinuierlichen Ausbau des privaten Angebots an Kindertagesstätten (Kitas) in der Stadt Zürich ist es für junge Familien heute möglich, passende Kita-Plätze zu finden. Die politischen Anstrengungen haben sich darum auf die Förderung der Betreuungsqualität und die Verbesserung der Anstellungsbedingungen in den Kitas verlagert. Konkurrenzdruck und Fachkräftemangel dürfen sich nicht negativ auf das Wohl der Kinder auswirken, das hier immer im Zentrum steht.

Mehrere dahingehende Vorstösse aus dem Gemeinderat sind derzeit in Umsetzung. Das Sozialdepartement hat in Abstimmung mit der Branche – mit Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden – eine gemeinsame «Roadmap Kinderbetreuung» erarbeitet. Sie umfasst verschiedene Massnahmen, die nun schrittweise bis 2026 eingeführt und umgesetzt werden, sofern der Gemeinderat den Vorhaben zustimmt. Die Budgets und die finanzielle Planung hat er grundsätzlich gutgeheissen. Eine erste Tranche von Rechtsanpassungen steht nun kurz vor dem voraussichtlich einstimmigen Beschluss. Eine zweite Revision der Rechtsgrundlagen ist bei der zuständigen Sachkommission des Gemeinderats seit Anfang Jahr in Arbeit.

Diese Massnahmen ermöglichen eine qualitativ gute und breite Grundversorgung in der Stadt Zürich. Aber sie bringen wenig, wenn sich die Eltern die Kita-Plätze nicht mehr leisten können. Steigende Mieten, Krankenkassenprämien und Lebenshaltungskosten drücken stark aufs Haushaltsbudget. Das kann dazu führen, dass insbesondere Frauen ihre Erwerbsarbeit zugunsten der Kinderbetreuung ganz oder teilweise aufgeben – genau das Gegenteil des politischen Ziels der familienergänzenden Betreuung. Darum braucht es dringend eine stärkere Subventionierung durch die öffentliche Hand. Die Schweiz bildet hier das europäische Schlusslicht.

Die Subventionierung fördert nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sie zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus. Die Eltern erhöhen ihre Pensen, wirken dem Fachkräftemangel entgegen, sorgen für eine höhere Auslastung in den Kitas und zahlen mehr Steuern und Rentenbeiträge. In der Stadt Zürich betrifft das vor allem junge Mittelstandsfamilien. Rund zwei Drittel zahlen die vollen Kita-Preise; für ein Kleinkind unter 18 Monaten kann das über 3600 Franken pro Monat ausmachen. Vor zehn Jahren hat die Stadt den Subventionsanspruch aus Spargründen gesenkt, und seither blieb er unverändert. Es wird Zeit, dass der Gemeinderat hier ansetzt, damit die familienergänzende Kinderbetreuung für die Familien bezahlbar bleibt.

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreterinnen und -vertreter regelmässig einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. Die Schreibenden ­äussern im Beitrag ihre persönliche Meinung.

Marcel Tobler