Am Freitag, dem 5. Januar 2024, lud der Quartierverein Oerlikon erstmals zum Neujahrsapéro in die Pestalozzi Bibliothek Oerlikon ein. Die Nennung des Datums ist darum wichtig, weil hier in der Nähe vor genau 90 Jahren die Vereinsgründung im «Wirtshaus Casino Oerlikon» an der Ohmstrasse 18–22 vorgenommen wurde.
Die Vereinspräsidentin Monika Wicki begrüsste die zahlreich erschienenen Gäste, die der Einladung gefolgt waren. Darunter die Präsidentinnen und Präsidenten der Quartiervereine Affoltern, Schwamendingen und Seebach, der Präsident des Ortsgeschichtlichen Vereins Oerlikon Peter Ritschard und Vorstandsmitglied Anita Ulrich, der alt Präsident des Quartiervereins Oerlikon, Christian Relly, sowie zahlreiche Gemeinderätinnen und Kantonsräte. Den Auftakt bildete eine E-Mail-Korrespondenz zwischen Monika Wicki und Anita Ulrich vom Ortsgeschichtlichen Verein Oerlikon, wonach bereits die Eruierung des ursprünglichen Geburtsortes des Quartiervereins für die vorgängige Veranstaltungsplanung für ein Schmunzeln sorgte.
«Casino» als Gründungsstätte
Laut Gründungsprotokoll vom 5. Januar 1934 galt das historische Wirtshaus Casino Oerlikon vor 90 Jahren als Geburtsort des Quartiervereins. Doch die genaue Lage dieses Wirtshauses war dem Vorstand nicht bekannt. Mithilfe einer Recherche beim Baugeschichtlichen Archiv Zürich machte Anita Ulrich den Ort ausfindig. Dabei spielte die Ohmstrasse mit den Hausnummern 18, 20 und 22 eine entscheidende Rolle. Der Verein wurde im Wirtshaus Casino, vielleicht im einstigen Tanzsaal mit Bühne, ins Leben gerufen.
1934 – eine wichtige Jahreszahl
Die Ausgangslage war klar: Die Gemeinde Oerlikon wurde per 1. Januar 1934 in die
Stadt Zürich eingemeindet. Neu sollte nun aus dem Gewerbeverein Oerlikon und dem Quartierverein Friesenberg (nicht zu verwechseln mit dem Friesenberg-Quartier in Wiedikon) ein neuer Quartierverein entstehen, der die Anliegen des Quartiers gegenüber der Stadt Zürich weiterhin entschlossen vertreten würde.
Dem neuen Quartierverein Oerlikon schlossen sich 45 Gründungsmitglieder an. Darunter befanden sich bedeutende Gewerbetreibende und Ladenbesitzer wie Nievergelt, Hans Hofer vom Restaurant Krone, August Sieber vom Restaurant Casino und Carl Hauser, die ein Gedanke einte und der durch das folgende Zitat der lokalen Tagespresse von 1934 wiedergegeben werden kann:
«An alle ansässigen Einwohner Oerlikons. Es ist für die Gewerbetreibenden, Ladenbesitzer und Hausbesitzer von grossem Interesse, dass Oerlikon weiterhin ein selbstständiges wirtschaftliches Leben führt.»
Verkehrs- und Postangelegenheiten
Die Zielsetzung des Quartiervereins war breit gefasst und umfasste Verkehrsangelegenheiten, Postwesen, Bau, Schulfragen und die Organisation festlicher Anlässe. Besondere Aufmerksamkeit galt der «Hebung des geistigen Lebens durch vielfältige Vorträge».
Ein interessanter Aspekt der Vereinsgründung war die ursprüngliche Idee eines Kreisvereins 11, der sich aus den Quartiervereinen Oerlikon, Schwamendingen, Affoltern und Seebach sowie den Gemeinderäten aus den Quartieren zusammensetzen sollte, um den gemeinsamen Anliegen in Zürich Nord Ausdruck zu geben. Obwohl die ursprüngliche Vision, die Interessen der Quartiervereine aus den nördlichen Stadtgebieten gegenüber den Stadtbehörden gemeinsam zu vertreten, nicht in ihrer Gänze realisiert wurde, besteht heute eine starke informelle Vernetzung zwischen den Vertretern der Quartiervereine und den Behördenmitgliedern.
Kontakte stärken
Auch aus diesem Grund wird mit der Jubiläumsfeier an die früher angedachte Tradition angeknüpft, die Kontakte zwischen den Quartiervereinen und den Behördenmitgliedern zu stärken. In einer erneuten Geste des Willkommens richtet die Präsidentin ihren herzlichen Dank an alle Parteien, Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, Kantonsrätinnen und Kantonsräte aus den Kreisen 11 und 12. Ihre Anwesenheit wird als wertvoller Beitrag zu diesem bedeutsamen Austausch geschätzt.
Thema Sportzentrum Oerlikon
Die Jubiläumsfeier würdigte nicht nur die Vergangenheit des Quartiervereins Oerlikon, sondern bot auch Raum für aktuelle Themen, die die Gemeinschaft bewegen. Besonders im Fokus standen das Hallenbad Oerlikon, das mit seinen gestiegenen Projektkosten im vergangenen Jahr zu zahlreichen Diskussionen und Einwänden führte, und das kreative Architekturprojekt «Schaukiste» dreier ETH-Studentinnen und -studenten für den Pavillon im Oerliker Park.
Zunächst galt die Aufmerksamkeit dem Projekt «Sportzentrum Oerlikon», zu dem sich bereits im letzten Jahr Einwohner/-innen und der Quartierverein geäussert hatten. Mit der kürzlich durch den Stadtrat angekündigten Kostensteigerung, anstelle der ursprünglich kalkulierten 210 Millionen Franken, werden nun bis zu 400 Millionen Franken für das Grossprojekt erforderlich sein, darum sei es umso wichtiger, die richtigen Fragen in den Kommissionen zu stellen und Lösungen zu finden. Sinnvoll erscheint es, das Projekt zu teilen in «Hallenbad Süd» und «Hallenbad Nord» und die Pläne für das Südareal zu überdenken. Dabei liegt der Fokus einerseits auf dem zügigen Bau des neuen Sportzentrums und andererseits dem Erhalt des Grünraums und der Mitbenutzung durch den Tennisclub.
Ideen für Neugestaltung
Die zwei anwesenden Architekturstudenteninnen der ETH Zürich, Virginia Zaretskie und Sarah Vogel, präsentieren ein ansprechendes Konzept für die Neugestaltung des roten Pavillons im Oerliker Park. Ihr Antrag bei der Stadt Zürich sieht vor, den Pavillon als «Schaukiste» mit einer leichten Glaskonstruktion wetterfest zu machen und mit mobilen Möbeln auszustatten, um vielfältige Nutzungen wie Café, Konzerte und Theater zu ermöglichen und dem Park Leben einzuhauchen.
Auftakt zu vielen Aktivitäten
Der Quartierverein Oerlikon setzt sich weiterhin für die Belange der Gemeinschaft ein und knüpft an seine reiche Geschichte an. Mit einem Blick auf die Zukunft und einer festen Verankerung in der Gegenwart sind die Vereinsmitglieder und der Vorstand optimistisch, die Herausforderungen des neuen Jahres erfolgreich zu bewältigen. Der Neujahrsapéro bildete den Auftakt zu einem Jahr voller Aktivitäten und enger Zusammenarbeit mit den Nachbarquartieren im Zeichen des 90-Jahr-Jubiläums.