Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland

Für eine gewaltfreie Gesellschaft

Anna-Béatrice Schmaltz, Gemeinderätin und Co-Präsidentin Grüne Stadt Zürich
Anna-Béatrice Schmaltz, Gemeinderätin und Co-Präsidentin Grüne Stadt Zürich Bild: zvg
Häusliche Gewalt darf nicht banalisiert werden. Sie kann gar tödlich enden: Alle zwei bis drei Wochen wird eine Frau getötet, meistens durch ihren Partner oder Ex-Partner.

Häusliche Gewalt ist auch in der Stadt Zürich trauriger Alltag. 2022 wurden schweizweit täglich über 54 Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt erfasst. Dies zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik. Im Kanton Zürich musste die Polizei 2022 circa 20-mal pro Tag wegen einer Meldung zu häuslicher Gewalt ausrücken. Das Dunkelfeld, also die Fälle der Gewalt, die der Polizei nicht gemeldet werden, ist um einiges höher.

Denn Befragungen von Betroffenen von häuslicher Gewalt zeigen, dass sich nur 10 bis 22 Prozent an die Polizei wenden. Die Mehrheit der Betroffenen sind Frauen. Häusliche Gewalt wird leider noch zu häufig als Privatsache abgetan. Oft schämen sich Gewaltbetroffene und wissen nicht, dass sie sich an eine Opferberatungsstelle wenden können. Häusliche Gewalt darf nicht banalisiert werden. Sie kann gar tödlich enden: Alle zwei bis drei Wochen wird eine Frau getötet, meistens durch ihren Partner oder Ex-Partner.

Die Nachbarin, der Kita-Mitarbeiter oder die Leiterin der Töpfergruppe im Gemeinschaftszentrum – d. h. Personen im näheren Umfeld der Betroffenen – sind meist die Ersten, die mitbekommen, wenn etwas nicht stimmt. Und doch geht diese soziale Ressource zur Verhinderung von häuslicher Gewalt oft vergessen. Die Städte Bern und Basel setzen hier mit Projekten an, die die sozialraumorientierte und niederschwellige Quartierarbeit nutzen und so Prävention leisten sowie nachhaltige Unterstützungsstrukturen für Betroffene schaffen.

Im Gemeinderat habe ich einen Vorstoss eingereicht, damit auch die Stadt Zürich ein solches Projekt realisiert. Sensibilisierung zu häuslicher Gewalt ist essenziell. Das soziale Umfeld muss befähigt werden, häusliche Gewalt zu erkennen und Betroffene zu unterstützen – beispielsweise dadurch, dass sie Betroffene an Beratungsstellen verweisen können. Damit auch die Nachbarschaft sensibilisiert dafür ist, dass häusliche Gewalt keine Privatsache ist, ist es wichtig, dass Informationen vorhanden sind. Schauen wir hin und zeigen wir Zivilcourage in unserer Nachbarschaft!

Aber auch mehr politisches Engagement zur Verhinderung von häuslicher Gewalt und zum Schutz der Betroffenen ist wichtig. Darum habe ich zwei weitere Vorstösse eingereicht: für Massnahmen gegen digitale Gewalt sowie für barrierefreie Schutzplätze. Letztere gibt es in der Stadt Zürich nämlich nicht. So kann beispielsweise eine Frau im Rollstuhl keinen oder nur sehr erschwert Schutz in einem Frauenhaus finden. Beide Vorstösse wurden bereits überwiesen und leisten einen wichtigen Beitrag für eine gewaltfreie Stadt Zürich.

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreterinnen und -vertreter regelmässig einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. Die Schreibenden ­äussern im Beitrag ihre persönliche Meinung.

Anna-Béatrice Schmaltz