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Hier wohnen, hier leben, hier bleiben

Sophie Blaser, Gemeinderätin AL, Wahlkreis 3
Sophie Blaser, Gemeinderätin AL, Wahlkreis 3 Bild: zvg
Als Lehrperson in Albisrieden habe ich erlebt, was die ständige Angst, demnächst die Wohnung zu verlieren, mit Familien macht.

Die Wohnungen werden teurer und luxuriöser. Nicht alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bezahlen ihren Mitarbeitenden den Teuerungsausgleich – in dem die Mietpreise nicht mal eingerechnet sind. Aber wir brauchen weder Waschmaschine noch mehrere Balkone in unbezahlbaren Wohnungen, wir brauchen bezahlbaren Wohnraum. Die Wohnungssuche in Zürich ist nervenaufreibend, zeitintensiv, beängstigend und oft aussichtslos.

Als Lehrperson in Albisrieden habe ich erlebt, was die ständige Angst, demnächst die Wohnung zu verlieren, mit Familien macht. Stets waren Familien auf Wohnungssuche, weil ihr Haus aufgewertet wurde. Viele mussten aus dem Quartier wegziehen. Kinder verloren ihre Freunde/-innen, ihr bekanntes Umfeld, ihre Schulklasse und die Eltern ihr Netz an Bekannten, Freunden/-innen und Unterstützung. Dann kamen Kinder, die nur für einige Monate bei mir in der Klasse waren, sie zogen von Zwischennutzung zu Zwischennutzung, weil die Eltern dauerhaft nichts Bezahlbares fanden. Das Quartier wurde Familie für Familie, Wohnung für Wohnung etwas anonymer.

Seit 2019 ist es Gemeinden im Kanton Zürich möglich, bei Ein-, Um- oder Aufzonungen Grossinvestoren/-innen zu verpflichten, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Wenn mehr gebaut werden darf, können die Grossinvestoren/-innen nicht mehr davon ausgehen, dass sie damit einfach noch mehr Profit machen. Solche Vorgaben gibt es für die Stadt Zürich aktuell noch keine.

Mit der Revision der Bau- und Zonenordnung (BZO) wird voraussichtlich in vielen Quartieren ein Stockwerk mehr erlaubt sein. Der Stadtrat ist mit Hochdruck daran, diese Revision vorzubereiten, und hat dem Gemeinderat schon mal eine Weisung vorgeschlagen, diese jedoch wieder zurückgezogen.

Aus unserer Sicht liegt es deshalb an uns allen, dem Stadtrat deutlich zu machen, dass wir bezahlbare Wohnungen brauchen. Wir sind nicht bereit, durch Auf- und Umzonungen den Grossinvestoren/-innen die Möglichkeit zu geben, noch mehr Profit mit überteuerten Wohnungen zu machen. Die Alternative hat deshalb im April eine Initiative gestartet. «Hier wohnen, hier leben, hier bleiben» hiess es schon 2014. Nun machen wir es noch klarer. Unsere Initiative will 100 Prozent preisgünstige Wohnungen bei Aufzonungen und 50 Prozent bei Einzonungen (Wechsel von Nichtbaugebiet zu Baugebiet) und ebenfalls 50 Prozent bei Umzonungen (beispielsweise Industriegebiet in Wohnzone).

Zürich ist unsere Stadt und wir sollten schleunigst aufhören, Grossinvestoren/-innen Geschenke zu machen. Unsere Stadt – unsere Spielregeln. Mit unserer Initiative wird das breit abgestützte Anliegen der Initiative «Hier wohnen, hier leben, hier bleiben» von 2014 konkret umgesetzt.

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Volksvertreterinnen und -vertreter regelmässig einen Beitrag. Alle im Stadtparlament vertretenen Parteien bekommen hierzu regelmässig Gelegenheit. Die Schreibenden ­äussern im Beitrag ihre persönliche Meinung.

Sophie Blaser