Die Limmat ist beliebt. Verständlicherweise. Selbst im Winter beobachte ich fast jeden Morgen auf meinem Arbeitsweg zum Bahnhof am Oberen Letten Schwimmerinnen und Schwimmer, die sich ins kalte Wasser wagen. Belebt wird’s aber vor allem, wenn die Temperaturen steigen. Dann nutzt die Stadtbevölkerung die Ufer intensiv als Naherholungsgebiet.
Diese Qualität des Limmatufers soll erhalten und weiter gestärkt werden. Den Gegenvorschlag zur Uferschutz-Initiative haben diesen Frühling die Grünen und andere ökologisch orientierte Parteien im Gemeinderat angenommen. Damit können die Ufer der Limmat – und aller anderen städtischen Gewässer – als Naherholungsgebiet für die Menschen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen geschützt werden. Besonders Gebäude gefährden die Ufer, indem sie den Boden versiegeln, die Ufer beschatten oder Zugangswege für die Menschen versperren.
Die Initiative beschränkt sich auf die Ufer des Zürichsees und der Limmat und ist fokussiert auf Hochhäuser. Der Gegenvorschlag hingegen berücksichtigt alle städtischen Gewässer und alle Gebäudetypen, unabhängig von deren Höhe. Um ein Stück Ufer zu verschandeln, braucht’s kein Hochhaus; das gelingt auch bestens mit einem langen Riegel mit einer Höhe von «nur» 25 Metern.
Ein Beispiel ist die Wohnsiedlung Depot Hard beim Escher-Wyss-Platz, die gerade gebaut wird. Die beiden Hochhäuser verschatten zwar punktuell das Ufer, viel einschneidender ist aber der Schatten des Sockels mit einer Länge von fast 200 Metern. Zudem fehlt jegliche Querverbindung zwischen Limmatufer und Hardturmstrasse. Für den Uferweg, eingeklemmt zwischen Wasser und Sockel, ist das eine verpasste Chance. Er wird wohl eine reine Zweckverbindung bleiben.
Ähnlich ist es beim Kornhaus (Swissmill-Tower). Der öffentliche Gestaltungsplan, der den Bau des Getreidespeichers erst ermöglicht, sieht einen öffentlichen Fussweg vor, der mindestens eineinhalb Meter breit ist. Heute, zehn Jahre später, ist von diesem Weg immer noch nichts zu sehen. Roland Hohmann und ich wollen das mit einem Postulat ändern. Wir möchten das linke Limmatufer zwischen Hauptbahnhof und Wipkingerbrücke für Velofahrende und vor allem Fussgängerinnen und Fussgänger aufwerten und attraktiver machen.
Heute bewegen sie sich nämlich direkt neben dem viel befahrenen Sihlquai! Kniffelig wird’s da, wo Gebäude direkt an der Limmat stehen. Beim Kornhaus könnte ein Steg entlang der Fassade die fehlende Verbindung bis zur Wipkingerbrücke schaffen. Die Bevölkerung würde damit ein Stück Limmatufer zurückerhalten!