Martina Novak
Für die Gemeinderatssitzung von gestern Mittwoch waren Vorstösse zur Kreislaufwirtschaft traktandiert. Dies hat bei mir in Erinnerung gerufen, dass der Stadtrat Anfang Jahr für Zürich als erste Schweizer Stadt eine Strategie zur Kreislaufwirtschaft verabschiedet hat. Diese Nachricht hat kaum Reaktionen ausgelöst. Sie ist vielmehr sang- und klanglos wieder von der Oberfläche verschwunden. Dabei ist sie mehr als bemerkenswert.
Bei der Kreislaufwirtschaft handelt es sich um einen Ansatz zur Produktion und den Verbrauch, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet oder rezykliert werden. Ziel ist es, den Ressourceneinsatz so effizient wie möglich zu gestalten, wodurch der Lebenszyklus von Produkten verlängert wird.
Werden der Ressourcenverbrauch und die Abfallproduktion gezielt reduziert und die Prozesse optimiert, werden dadurch Umweltauswirkungen beispielsweise auf Klima oder die Biodiversität verringert. Die Kreislaufwirtschaft bietet zudem viel Innovationspotenzial, Chancen zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und erhöht die Widerstandsfähigkeit von Wertschöpfungsketten.
Mit der Strategie «Circular Zürich» werden für unsere Stadt drei Ziele entlang der Phasen des Produktkreislaufs gesetzt. Sowohl die Bereiche Design und Produktion, Distribution, Konsum und Nutzung als auch die Sammlung, das Recycling und die Rohstoffaufbereitung werden mitgedacht. Demnach soll schon zu Beginn des Lebenszyklus von Produkten auf innovative, ressourcenschonende Designs und Produktionsprozesse sowie Geschäftsmodelle gesetzt werden, welche die Kreislaufwirtschaft voranbringen. Das Konsumverhalten von Bevölkerung und Stadt soll für Aspekte der Kreislaufwirtschaft sensibilisiert werden. Schliesslich soll die Abfallmenge pro Kopf reduziert und die Recyclingquote gesteigert werden.
Um die Strategie anzupacken, will der Stadtrat auf die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Bevölkerung setzen und eine Kooperationsplattform schaffen. Auch will er Überlegungen der Kreislaufwirtschaft in die künftige räumliche Entwicklung der Stadt einfliessen lassen und durch finanzielle Anreize die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft fördern. Schliesslich will die Stadtverwaltung ihre Beschaffungspraxis gänzlich kreislauftauglich ausrichten und im Bereich der regulatorischen Entwicklungen in Koordination mit Kanton und Bund für günstige Bedingungen sorgen, so dass sich die Kreislaufwirtschaft durchsetzen kann. Dieses strategische Vorhaben ist ein guter Anfang. Wichtig ist nun, dass es nicht nur bei der Strategie bleibt, sondern die Umsetzung abgesteckt und entschieden angegangen wird.