Es vergeht kein Tag, an welchem nicht die Rede ist von Wohnungsnot, von überteuerten Mietzinsen und von Menschen, die Angst haben, morgen kein Dach mehr über dem Kopf zu finden. Die bürgerlichen Parteien fordern lautstark den Abbau von administrativen Hürden, um die Bautätigkeit in Zürich zu entfesseln. Als hätte «der Markt» auch nur ansatzweise den Beweis erbracht, auch für kleinere Budgets Wohnungen bereitzustellen, also deutlich unter den heute üblichen 1000 Franken pro Zimmer. Verantwortlich gemacht wird von denselben Parteien – FDP und SVP voran – die Bestrebungen der Stadt, möglichst viel Wohnhäuser zu kaufen und sie somit der Spekulation zu entziehen.
Verkürzt behaupten sie, dass billige Wohnungen für wenige mit Steuergeldern finanziert würden. Ehrlicherweise müssten sie eingestehen, dass das dafür aufgewendete Geld auch aus der Grundstückgewinnsteuer stammt, also dem Anteil, welchen die Stadt aus der völlig überhitzten Immobilienspekulation abschöpft. Es wird behauptet, leider auch von Vertretern der Stadt, dass der Wohnungsnot nur mit Verdichtung begegnet werden kann. Ohne festzuhalten, dass die entscheidende Frage der Flächenverbrauch pro Person ist. Wenn also alte, kleine Wohnungen abgebrochen werden und anstelle grosse (und entsprechend teure) Grundrisse für wenige entstehen, hat das wenig mit Verdichtung zu tun.
Diese Phänomene beobachte ich im Kreis 7 aus der Nähe und setze mich zusammen mit Mieterinnen und Mietern gegen die Auswüchse ein. In Witikon, in der Ersian-Siedlung an der Witikonerstrasse 430 bis 468, wird es nicht mehr möglich sein, das Projekt eines Ersatzneubaus zu verhindern, welches dem sozialen Geist des Gründers Jean Vannini den Rücken kehrt. Es entstehen da zwar 172 Wohnungen anstelle von 100, doch bei einer voraussichtlichen Verdoppelung der Mietzinse. 50 statt 46 Wohnungen sind am Hofacker durch die Stiftung GGN entstanden, bei einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Mietzinse. Ein paar Meter weiter, an der Minervastrasse 136 und am Billrothweg 5, hat die Migros Pensionskasse eine erschwingliche Siedlung abreissen lassen und durch 47 Wohnungen mit «offenen, modernen Grundrissen», sprich: im gehobenen Preissegment, ersetzt.
Und wenn die mit FDP-Exponenten besetzte Huber-Graf- und Billeter-Graf-Stiftung ihre vier Häuser an der Forchstrasse 114 bis 120 an den Meistbietenden verkauft, schreien die lokalen FDP-Vertreter, die Stadt treibe als Mitbieterin und hoffentlich bald Besitzerin der 20 Wohnungen die Preise in die Höhe.
Es lohnt sich, bei diesen Entwicklungen genau hinzuschauen … und zu handeln!