Wörter werden nach Silben getrennt. Stadt-Land sind untrennbar verbunden. Und Nord-Süd. Genauso wie die vielfältigen Ströme von Nahrung, Wasser, Energie und Geld. Vorsilben wie be-, ver-, ge- können abgetrennt werden. Der Biber pendelt vom Leutschenbach in die Agglomeration und dann wieder zurück nach Zürich Seebach. Steht ein Konsonant zwischen zwei Vokalen, kommt er auf die neue Zeile. Die Wahlen haben gezeigt, die Sehnsucht nach einfachen Trennregeln ist vielerorts da. Und das Trennende wird Thema. Aber die Welt ist kompliziert. Und in einer komplizierten Welt ist es zu einfach, es sich zu bequem zu machen. In einer komplizierten Welt ist das Verbindende wichtig.
Weil uns so viel zusammenhält. Und weil so viel voneinander abhängt. Wir sollten nicht Gräben pflegen. Als Grüne bin ich mit dem Satz konfrontiert: «Lass uns nicht über Politik sprechen, sonst endet das im Streit», und wenn es dann aber doch zum Gespräch kommt, gibt es keinen Streit. Weil es ja eigentlich logisch ist, was grüne Politik will. Wegen der Mauersegler, dem Rotkehlchen und der Feldlerche, deren Ruf ich so unbändig vermisse. Und wegen der Menschen. Weil sie Wasserköniginnen, Drachen und den ewigen Kreislauf des Lebens in den Kalkverputz ihrer Häuser kratzen, weil sie Gedichte schreiben, Geschichten lesen und Musik erfinden, weil sie der Jupiter-Lichtnelke, dem blassgelben Eisenhut und dem Augentrost in allen Sprachen Namen geben, weil ihnen im Handstand das Blut in den Schläfen pocht und weil sie Purzelbäume schlagen.
Bei solchen Gesprächen kommt es auch deshalb nicht zum Streit, weil Grün etwas ist, was uns allen am Herzen liegt, und wir sollten wieder darüber sprechen, was es heisst, Verantwortung für einen gerechten Frieden und eine gesunde Welt zu übernehmen. Das ist unsere menschliche Kernaufgabe und nicht das Poltern gegen etwas. Weil Lindengrün nach leichtfüssigen Tanz-schritten riecht und das Eichengrün fröhlich macht.