Am 22. Oktober 2023 habe ich meinen Sitz im Gemeinderat endgültig geräumt. Während fast eineinhalb Jahren habe ich pro Monat, ausser während der Schulferien, zwanzig Stunden im Ratssaal verbracht. Das entspricht übrigens auch der durchschnittlichen Sitzungsdauer des Kantonsrates.
Rückblickend bin ich überzeugt, dass es dieser Gemeinderat in vierzehn Stunden, also ohne Nachsitzungen, schaffen könnte, seine Geschäfte abzuarbeiten. Leider verhindern ausufernde Debatten einen effizienten Ratsbetrieb. Die Arbeit in der Spezialkommission des Sozialdepartementes habe ich sehr geschätzt. Es herrschte stets ein kollegialer und respektvoller Umgang. Selbstverständlich war man sich politisch häufig nicht einig, aber die Bereitschaft, Kompromisse zu erarbeiten, war doch bei verschiedenen Vorlagen vorhanden.
So hat zum Beispiel der überarbeitete Gegenvorschlag zur Mindestlohninitiative in der Bevölkerung breite Unterstützung erfahren. Dem Rat wünsche ich für die Zukunft etwas mehr Gelassenheit in den Debatten. Es sollte stets das Wohl der ganzen Stadt im Blick behalten werden, gilt es doch schwierige, sich zum Teil widersprechende Herausforderungen der Zukunft anzuerkennen und gemeinsam tragfähige Lösungen zum Wohle unserer schönen Stadt Zürich zu erarbeiten.
Die Wohnungsnot ist beispielsweise eine dieser Herausforderungen. Die Nachfrage nach Wohnungen in unserer prosperierenden Stadt wird das Angebot trotz aller Bemühungen auch in Zukunft übersteigen. Die Zunahme von Einzel- und Kleinhaushalten lässt die Nachfrage nach Wohnungen zusätzlich ansteigen. Die Linke fordert zwar laufstark mehr Wohnraum. Sie hat jedoch in den letzten Monaten den Bau von 375 Wohnungen (davon zwei Drittel preisgünstig) auf dem Neugasse-Areal und 70 auf dem Kibag-Areal verhindert. Die Idee, grossflächige Aufstockungen in der Stadt zuzulassen und damit die Ausnützungsziffer um 30 bis 35 Prozent zu erhöhen, wurde von der linken Ratsmehrheit bachab geschickt. Rezepte, wie in der Stadt neuer Wohnraum geschaffen werden soll, hat sie hingegen bis heute keine präsentiert.
Als Stadtzürcher habe ich während meiner Amtszeit stets versucht, meine Wählerinnen und Wähler aus dem Kreis 9 würdig im Rat zu vertreten und hoffe, dass mir dies auch gelungen ist. Ich verabschiede mich nun zum zweiten und letzten Mal aus dem Gemeinderat und überlasse meinen Sitz meiner Nachfolgerin Karin Stepinski. Sie wird ihn sicher mit dem nötigen Respekt einnehmen und mit grossem Engagement die Interessen der Quartierbevölkerung vertreten.